Eine Weltreise in die Zukunft der Medien

15. Januar 2013 • Digitales • von

Der klassische Journalismus verlagert sich ins Digitale. Aber was genau ändert sich eigentlich? Wie werden künftig Geschichten erzählt? Wie werden Nachrichten recherchiert? Und wie wird in der digitalen Welt mit Journalismus Geld verdient? Diesen Fragen gehen zwei junge Journalistinnen im Blog Next Media Report nach.

Amrai Coen, Jahrgang 1986, war Redakteurin im Multimedia-Team des Spiegel, bloggte für die Geo aus Bolivien und Peru und arbeitet heute vor allem für Die Zeit. Caterina Lobenstein, Jahrgang 1983, studierte Musikgeschichte und Politik in Marburg und Bologna und arbeitet heute  unter anderem für Die Zeit und Zeit Campus. Beide wurden vom Medium Magazin unter die „Top 30 bis 30“-Nachwuchsjournalisten 2010 und 2012 gewählt.

In sieben Städten – Hamburg, São Paulo, New York, Tokio, Mumbai, Kairo und London – besuchen Coen und Lobenstein Journalisten und Blogger, die ihnen demonstrieren, wie sich weltweit Journalismus und Medien verändern. Das Projekt wird von der Next Media Aktionslinie der Senatskanzlei Hamburg im Rahmen der Initiative Hamburg@work finanziert.

Ein Beispiel aus Brasilien zeigt, wie digitale Formate und der Einsatz von Amateurjournalisten zur Vielfalt in der Berichterstattung beitragen können. Im Blog Mural berichten Bürgerreporter über die Armenviertel in São Paulo. Das Projekt wurde 2010 vom Brasilianer Bruno Garcez ins Leben gerufen, der seine damalige Arbeit bei der BBC in London dank eines Stipendiums, dem Knight Fellowship, unterbrechen konnte. Bei Brasiliens größter Tageszeitung, Folha de São Paulo, bekam er einen Raum zur Verfügung gestellt, in dem er am Wochenende die Bürgerjournalisten aus den Favelas ausbilden konnte.

„Wir brauchen Bürgerjournalisten, um die Probleme dieser Viertel ans Licht zu bringen: die überfüllten Busse; die Verschmutzung; die Gewalt“, sagt Garcez im Interview mit den Journalistinnen Coen und Lobenstein. Die Bürgerreporter drehen Filme und schreiben Texte über ihre Alltagssorgen, wie z.B. die ständigen Überschwemmungen im Süden der Stadt oder die regelmäßigen Morde in den Armenvierteln – „Morde, über die sonst niemand spricht“, so Garcez.

Rund 100 Bürgerjournalisten hat der Blog-Gründer inzwischen ausgebildet, von denen etwa 40 regelmäßig für Mural Artikel schreiben und Videos produzieren. Vor zwei Jahren hat die Zeitung Folha den Blog übernommen und ihn in ihre Website eingebunden – seitdem erreicht der Blog jede Woche mehrere tausend Leser. „Für Folha ist der Blog ein Gewinn“, sagt  Garcez, „sie führen jetzt einen Dialog mit Menschen, die sie vorher vernachlässigt hatten.“

Seit Januar 2013 bekommen die Bürgerjournalisten sogar das übliche Artikel-Honorar für einen Blog-Eintrag. Einer der Bürgerjournalisten, Leandro Machado, ist inzwischen fest angestellt bei der Zeitung. Ein Stipendium von Transparency International wird es ihm ermöglichen, eine investigative Reportage über die Favelas zu schreiben.

Wir werden die journalistische Reise der beiden Journalistinnen Coen und Lobenstein weiter verfolgen und über andere weitere interessante journalistische Projekte, die sie auf ihrer Tour entdecken, berichten. Projekte, die neue Anreize geben und die Zukunft der Medien in einem positiven Licht erscheinen lassen.

Originalartikel auf der italienischen EJO-Seite: Giro del mondo nel futuro dei media

 

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