Wer in kurzer Zeit richtig viel Geld verdienen will, der beteiligt sich an einem Medienunternehmen. Eine Kolumne.
Die NZZ spielte auf den Film „Wall Street“ an, in dem Michael Douglas den Finanzhai Gordon Gekko spielt.
„Gordon Gekko hält Einzug am Schweizer Medienmarkt“, titelte das Blatt. Das war im Juli 2014.
Erstmals in Europa stieg damals ein US-Investor in großem Stil bei einem Medienunternehmen ein. Die New Yorker Beteiligungsfirma KKR kaufte die Hälfte von Ringiers Scout-Gruppe, die deren digitales Kleinanzeigengeschäft betreibt. KKR zahlte dafür 170 Millionen Franken. Keine zwei Jahre später verkaufte KKR den Anteil für 450 Millionen Franken an die Mobiliar-Versicherung. Es war ein Bombengeschäft.
Seitdem hat sich dasselbe Muster öfter wiederholt. Medienunternehmen sind für Anleger aus dem Private Equity äußerst begehrte Zielobjekte. Denn Medien versprechen hohe Gewinnchancen.
Allerdings, wie wir noch sehen werden, ist nur eine bestimmte Gruppe von Verlagen für die Finanzmärkte dermaßen attraktiv. Ringier und Tamedia beispielsweise sind es, die NZZ-Gruppe ist es nicht.
Der neuste Fall ist der Axel-Springer-Konzern in Berlin. KKR übernimmt rund dreißig Prozent des deutschen Verlags und bezahlt dafür über zwei Milliarden Franken*. Das viele Geld bezahlen die Amerikaner allerdings nicht für Springers Zeitungen wie Bild und Die Welt. Die sind ihnen egal.
Sie bezahlen, weil Axel Springer so erfolgreich in digitalen Märkten operiert. 87 Prozent des Gewinns stammen inzwischen aus diesem Bereich, besonders aus der Online-Vermittlung von Stellen und Immobilien. Der Einstieg von KKR trieb den Firmenwert von Springer an der Börse um zwei Milliarden nach oben, weil er die richtige Strategie des Hauses bestätigte.
Damit sind wir beim Unterschied von attraktiven und unattraktiven Medienhäusern. Attraktiv sind jene, die ihre früheren gedruckten Kleinanzeigen für Jobs, Immobilien, Autos und Alltagsgüter erfolgreich ins lukrative Internet verschieben konnten. Unattraktiv sind jene, die weiterhin auf ihren Papierzeitungen sitzen, deren Anzeigenerlöse rasant schrumpfen.
So ist die NZZ zwar die renommierteste Zeitung der Schweiz und die Frankfurter Allgemeine ihr Pendant in Deutschland. Beide Verlage aber sind, weil sie das Internet-Business verschliefen, finanzielle und strategische Sorgenkinder. Bei internationalen Investoren werden sie nie auf den Radar geraten.
Bei Springer, Ringier und Tamedia ist das umgekehrt. Besonders die Zürcher von Tamedia werden derzeit von globalen Beteiligungsunternehmen umschwärmt, die sich bei ihnen einkaufen möchten. Aktiv im Markt sind neben KKR weitere milliardenschwere Private-Equity-Companys wie Silver Lake, Permira, General Atlantic und TCV. Sie suchen für ihre Investments nach erfolgreichen Medienunternehmen, die wie Tamedia den Transfer vom Print ins Internet hochprofitabel gemeistert haben.
Tamedia hat ihre digitalen Plattformen soeben in ein selbständiges Unternehmen ausgelagert und parallel dazu auch ihre Zeitungen in einer eigenen Firma parkiert. Somit kann sich ein künftiger Investor an ihrem digitalen Zukunftsmarkt beteiligen, ohne zugleich ins gestrige Geschäft von Tages-Anzeiger und Berner Zeitung einsteigen zu müssen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis das passiert. Tamedias Aktionäre werden dann gehörig Geld verdienen.
Tamedia, Springer und Ringier machen es vor. Sie sind die Sieger in weiterhin goldenen Medienzeiten. Sie haben das Richtige getan, sind finanziell im Schuss und für Investoren hochattraktiv.
Über die sogenannte Medienkrise jammern nur die Verlierer.
*Inzwischen wurde bekannt, dass KKR eine Beteiligung von mehr als 40 Prozent an Axel Springer erreicht.
Erstveröffentlichung: Weltwoche vom 15. August 2019
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