«And the Moritz goes to . . .»

7. Dezember 2009 • Medienpolitik • von

Erstveröffentlichung: Weltwoche Nr. 49

Was die anderen mit ihren Bambis und Oscars können, können wir schon lange.

Deutschlands wichtigster Medienpreis sind die Bambis. Einen Bambi gewannen letzte Woche beispielsweise Modeschöpfer Wolfgang Joop, Schauspielerin Jessica Schwarz und Fussballmanager Uli Hoeness.

Ende Jahr ist die hohe Zeit der Awards. Allein in der Schweiz wurden letzte Woche über zehn Awards verteilt, etwa der Berner Design Award, der Ringier Photo Award, der Best of Swiss Gastro Award und der Swiss Textiles Award.Da wollen wir natürlich nicht zurückstehen. Auch wir vergeben heute unsere Awards für das Medienjahr 2009. Unsere Auszeichnung heisst nicht Bambi oder Oscar, sondern logischerweise Moritz.

Der Moritz für die beste männliche Hauptrolle geht an Armin Walpen für seine eindrückliche Darstellung im Thriller «Ein Mann strukturiert um». SRG-Chef Walpen, so der Plot, möchte Radio und Fernsehen zusammenfassen, doch unerhörte Schwierigkeiten türmen sich gegen seine Vision auf, wie etwa, dass mehrere Organigramme neu gezeichnet werden müssen. Höhepunkt ist die erschütternde Szene, als Walpen einsam im Bundeshaus steht und gequält ausruft: «Ich kann nicht fünfzig Millionen sparen!» Das ist grosses Kino.

Der Moritz für die beste männliche Nebenrolle geht an Giuseppe Scaglione für seine schelmische Darstellung in der Komödie «How to Sell a Konzession». Scaglione, so der Plot, bekommt eine Radiokonzession für den Raum Zürich und verkauft sie schnurstracks an Ringiers Radio Energy weiter, das keine Konzession bekommen hat. Die beste Szene liefert Scaglione, als er die sechs Millionen für den Verkauf lachend einstreicht, dann an die Öffentlichkeit tritt und tränenüberströmt sagt: «Ich wollte Radio Energy retten.» Donnerndes Gelächter im Kinosaal.

Der Moritz für die beste weibliche Hauptrolle geht an Ingrid Deltenre. Letzte Woche bestieg sie den 6071 Meter hohen Guallatiri in Chile. Das ist eine flotte Leistung, doch der Preis geht darüber hinaus und ehrt ihre nachhaltige Darstellung im Film «Eine Frau steigt auf». Die abtretende TV-Direktorin hatte stets das perfekte Timing für den richtigen Karriereschritt. Als sie nun als Chefin zur European Broadcasting Union wechselte, wurde sie durch eine langfristige Interimslösung ersetzt. Ein gutgelungener Plot: Wenn man einen Manager auf Jahre hinaus ad interim ersetzt, dann gibt man quasi zu, dass er unersetzlich ist.

Den Moritz für die beste weibliche Nebenrolle können wir dieses Jahr nicht vergeben. In der Schweizer Medienindustrie spielen Frauen sowieso nur eine völlige Nebenrolle. In den Geschäftsleitungen der grössten Medienunternehmen SRG, Ringier, Tamedia, NZZ-Gruppe, Edipresse und AZ Medien sitzt derzeit keine einzige Frau. Im Jahre 2008 waren es immerhin noch deren drei gewesen. Dafür produzieren die Journalisten von SRG, Ringier, Tamedia, NZZ-Gruppe, Edipresse und AZ Medien dauernd scheinheilige Beiträge über die Diskriminierung der Frau am Arbeitsplatz – zum Schieflachen.

Bei der Verleihung der Awards gibt es jeweils auch eine Auszeichnung für ein Lebenswerk. Den Bambi für sein Lebenswerk bekam letzte Woche beispielsweise der Schauspieler Maximilian Schell.

Unser Moritz für das Lebenswerk geht an jene Person, die seit vierzehn Jahren die Medienlandschaft gestaltet. Die Medienlandschaft ist heute geprägt von wachsender Staatshoheit und zunehmender Rechtsunsicherheit. Kontrollbehörden aller Art schiessen nur so aus dem Boden. Staatliche Konzessionen werden auf dem Basar beliebig verschachert. Subventionen aus öffentlichen Geldern fliessen an private Medienunternehmen. Dafür darf der Bund ihre Programme überwachen.

Der Moritz für das Lebenswerk geht an Moritz.

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