Raum für Austausch im Forum for European Journalism Students – Drei Fragen an Richard Brandt

5. November 2024 • Aktuelle Beiträge, Internationales • von

Das Forum for European Journalism Students (FEJS) bringt Journalismusstudierende aus Europa grenzübergreifend zusammen. Die Organisation entstand 1985 auf die Initiative eines niederländischen Journalismusstudenten hin und bietet besonders für junge Medieninteressierte seitdem ein Forum für Kultur- und Ideenaustausch. Die diesjährige Generalversammlung fand vom 17. bis zum 21. Oktober in Dortmund statt (wir berichteten). Richard Brandt ist freier Journalist und Master-Student am Institut für Journalistik der TU Dortmund. Er war ein Jahr lang Mitglied des Executive Board des FEJS und erzählt, warum es die Organisation braucht.

Das FEJS-Board 2023/24: Richard Brandt (Mitte), Nienke Wensveen, Robert van Loon, Greta-Maria Lepo und Patrick Klapetz. Foto: Charlotte Groß-Hohnacker & Merle Rickers / Institut für Journalistik, TU Dortmund

EJO: Du engagierst dich seit 2023 bei FEJS und du bist auch im Executive Board gewesen. Was macht FEJS so besonders für dich?

Richard Brandt: Das Besondere an FEJS ist der internationale Vernetzungsgedanke. Ich finde es toll, in ganz Europa Menschen kennenzulernen und mittlerweile zu kennen, und sich miteinander über die verschiedenen Journalismuskulturen auszutauschen. Es ist sehr spannend, über journalistische Fragen zu sprechen: Wie wird zum Beispiel mit ethischen Standards oder der Berichterstattung über Populisten umgegangen in den verschiedenen Ländern? Wie ist die aktuelle Lage? Es ist möglich zu schauen, wie etwas in anderen Ländern gemacht wird und so erweitert sich der Horizont immer, immer weiter.  Man findet außerdem viele Freunde durch die Zeit in der Organisation, über Grenzen hinweg.

Du hast den Vernetzungsgedanken schon angesprochen. Momentan sehen wir zum Teil starke nationalistische Tendenzen und Stimmen, die Interesse an einem Austritt aus der EU bekunden oder zumindest die nationalen Grenzen verstärken wollen. Wie wertvoll ist Vernetzung vor diesem Hintergrund für junge europäische Journalist:innen?

Ich glaube, Vernetzung ist heute noch wichtiger als jemals zuvor, weil die Abschottung einzelner Länder in Europa zumindest gefühlt zunimmt. Was ich aber bei FEJS und bei den Veranstaltungen immer sehe, ist, dass gerade junge Leute sehr am Austausch interessiert sind. Schauen wir etwa auf das Beispiel des Brexits. Großbritannien wollte raus aus der Europäischen Union. Am Wochenende bei der General Assembly hatten wir aber ganz viele britische Teilnehmende da. Sie haben sich dafür bedankt, dass wir sie sozusagen in unseren europäischen Kosmos aufgenommen haben.

Ihnen ist sehr daran gelegen, sich auszutauschen, obwohl die politische Lage rein faktisch so ist, dass das Vereinigte Königreich eben nicht mehr Teil der EU ist. Und darum geht es bei FEJS. Junge Menschen aus ganz Europa sollen zusammenkommen und sich zu aktuellen Fragen austauschen können. Das schaffen unsere Veranstaltungen. Auch an den Zuwendungen der Sponsoren für die Generalversammlung in Dortmund im Oktober haben wir gesehen, dass so etwas heute unterstützt wird. Es scheint eine große Spendenbereitschaft zu geben, weil, glaube ich, gesehen wird, dass man die Menschen zusammenbringen muss.

Kannst du mir einen kleinen Einblick geben, wie die Zukunftsvision für FEJS aussieht?

Das erste Mal bei FEJS dabei war ich bei der General Assembly 2023 in Marseille im vergangenen November. FEJS kam frisch aus Corona. Es waren damals nur 25 Teilnehmende anwesend, bei der diesjährigen General Assembly hatten wir fast 50. Wir haben jetzt das erste richtige Jahr nach Corona, wo alle Themen, die so anstehen, auch wieder angegangen werden können. Wir wollen FEJS zum Beispiel wieder auf solide rechtliche Beine stellen. Durch Corona ist die Organisation auseinandergegangen. Es gab keine Treffen mehr, dadurch ist natürlich auch das damalige Board irgendwann abgesprungen. Jetzt geht es darum, erstmal diese rechtliche Situation wieder zu klären.

Was auch wieder stärker ausgebaut werden soll, sind die nationalen Dependancen. In Finnland und in Slowenien haben wir das zum Beispiel schon: Sie nennen sich bei FEJS „Satelliten“. Das sind sozusagen nationale Untergruppierungen von FEJS. Diese nationalen Vertretungen sollen in den Ländern vor Ort wieder mehr verankert werden. Der ursprüngliche Gedanke ist nämlich, dass die Untergruppen eigene Veranstaltungen und eigene Vorstände haben und sich dann bei den großen internationalen FEJS-Veranstaltungen, der General Assembly und dem Annual Congress, die jedes Jahr stattfinden, treffen und austauschen können.

Abschließend geht es auch noch darum, Gelder für die Organisation einzutreiben. Im Moment finanzieren wir uns hauptsächlich aus den Spenden, die wir vor Ort für unsere Veranstaltungen bekommen. Es soll aber so sein, dass sich auch FEJS als Organisation auf Spenden bewirbt, zum Beispiel bei der EU. Darüber hinaus sollen auch Kooperationen zu anderen Journalismus-Organisationen wie der European Journalism Training Association (EJTA) ausgebaut werden, damit FEJS im internationalen Umfeld wieder mehr verankert ist und nachhaltig bestehen kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

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