Sind wir dank der Globalisierung in einer Medienwelt „beyond East and West“ angelangt? Eine internationale Konferenz in Budapest, die sich im Sommer mit den 20 Jahren der Medientransformation in den postkommunistischen Gesellschaften beschäftigt hat, sollte dies offenbar nahelegen.
Die Litanei der Klagegesänge, welche die Forscher über Osteuropa auf dem Symposion anstimmten, desillusionierte jedoch: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei in der Krise, es werde politischer Druck auf die Medien ausgeübt, die journalistischen Leistungen seien oftmals medioker, die Medienkonzentration nehme zu und der Pluralismus sei bedroht, Minoritäten hätten wenig Zugang zu Medien, Kommerzialisierung und Tabloidisierung dominierten die Medienszene. Und dennoch: Irgendwie hatten auch jene recht, die den Wandel als Erfolg bewerteten – Medien und Journalismus im postkommunistischen Europa seien eben inzwischen so gut oder so schlecht wie anderswo auch.
Hätte es Alternativen gegeben, statt einfach die westlichen Modelle den neuen Demokratien überzustülpen? Was passiert, wenn man Institutionen, die sich in einer bestimmten Kultur bewährt haben mögen, in einen ganz anderen Kontext transplantiert? Ist die Desillusionierung, die nicht nur wissenschaftliche Beobachter im Osten Europas registrieren, gerechtfertigt – und welcher medienpolitischen Ziele bedarf es für die nächsten fünf bis zehn Jahre? Solch wichtige Fragen bleiben klärungsbedürftig; in Budapest wurden sie leider (noch) nicht beantwortet.
Schlagwörter:Osteuropa, Postkommunistisches Europa