Ein Überblick über Modelle im angelsächsischen Raum
Weil das herkömmliche Geschäftsmodell für den Journalismus im Internetzeitalter nicht mehr funktioniert, suchen weltweit Verlagsmanager, Internet-Startups und Unternehmensberater fieberhaft nach neuen Wegen, um Journalismus aus anderen Quellen als Werbeeinnahmen zu finanzieren.
Die Vielfalt der damit einhergehenden “trial and error”-Initiativen ist ihrerseits längst unüberschaubar geworden.
Eine Schneise ins Dickicht schlagen Jeff Kaye und Stephen Quinn, indem sie die meistdiskutierten Finanzierungsmodelle vorstellen. Dazu gehören Partnerschaften der Medienunternehmen mit Giganten wie Google und Yahoo, die Neuausrichtung von News-Websites auf Suchmaschinen statt auf leibhaftige Leserinnen und Leser, die zunehmende Fokussierung vieler Redaktionen auf sogenannte hyperlokale Inhalte, aber auch Experimente wie Dayparting – der Versuch, online an neue Nutzergruppen heranzukommen, indem man die Medienangebote besser an den Tagesrhythmus der Mediennutzer anpasst.
Micropayments, also die Abbuchung von Kleinstbeträgen für einzelne Artikel, werden ebenso aufgelistet wie Projekte, Journalismus aus Spenden zu finanzieren. Ein Modell ist das Crowdfunding, also der Versuch, journalistische Recherchen durch viele kleine, online eingeworbene milde Gaben zu finanzieren.
Viel Hoffnung wird in Amerika auf das millionenschwere Engagement einiger Stifter für Projekte wie Pro Publica gesetzt, die den investigativen Journalismus im Internetzeitalter absichern sollen – bis hin zu den Milliarden-Dollar-Stiftungen, die nötig wären, um Redaktionen wie die “New York Times” oder die “Washington Post” dauerhaft aus den Renditen eines Kapitalstocks aus eingeworbenen Spenden zu finanzieren.
Kaye hat überwiegend in den USA und in Großbritannien als Journalist, Medienberater und Dozent gearbeitet. Quinn lehrt in Australien Journalistik, war aber zuvor ebenfalls im Vereinigten Königreich journalistisch tätig und hat zuletzt an der Stanford University in Kalifornien einen Forschungsaufenthalt verbracht. Die vereinte Kompetenz der Autoren mündet in einen gelungenen, wenn auch streckenweise mit heisser Nadel gestrickten Überblick. Viele der verwendeten Quellen sind nur mangelhaft dokumentiert, und auf insgesamt 177 Seiten lässt sich eben manches nur antippen.
Das eigentliche Manko bleibt aber der Fokus der Autoren auf dem anglophonen Raum. Gewiss, dort spielt weiterhin die «Musik», die meisten Internetinnovationen kamen und kommen aus den USA, und in Amerika hat sich die Krise der Printmedien viel dramatischer zugespitzt als anderswo.
Anderseits wurden auch in andern Sprachräumen, zum Beispiel in Skandinavien sowie – Stichwort Kollateralprodukte wie Bücher, Compact Discs und Videos – in Italien und Spanien, interessante Geschäftsmodelle entwickelt. Dies entgeht leider weithin der Aufmerksamkeit der beiden Autoren.
Schlagwörter:Crowdfunding, Dayparting, Finanzierungsmodelle, Funing Journalism in the Digital Age, Internet, Jeff Kaye, Micropayments, Pro Publica, Stephen Quinn