Al Jazeera hat’s schwer auf dem US-Fernsehmarkt

11. August 2011 • Ressorts • von

Einer Studie der University of Michigan zufolge kann die englischsprachige Version des Nachrichtensenders Al Jazeera in den USA nicht punkten.

Während der Aufstände in Nordafrika hat die englischsprache Version von Al Jazeera (AJE) als Hauptinformationsquelle für Medien aus der ganzen Welt die internationale öffentliche Meinung stark beeinflusst. Zum ersten Mal seit seinem Bestehen in 2006 hatte sich der englischsprachige Nachrichtensender mit Hauptsitz in Doha, Katar, eine globale Identität gegeben und es gewagt, in Konkurrenz mit den anglo-amerikanischen Sendern CNN und BBC zu treten.

Sogar das Weiße Haus hatte sich öffentlich dazu bekannt, die englischsprachige Al Jazeera-Berichterstattung über die Aufstände in Ägypten zu verfolgen. Viele Medienanalysten und – Manager in Doha sprachen von einer Sonderstellung Al Jazeeras – von „Al Jazeera’s moment“, Bezug nehmend auf den so genannten „CNN moment“ während des zweiten Golfkriegs1991, als der Nachrichtensender rund um die Uhr aus Irak berichtete.

Haben die Aufstände in Ägypten einen ähnlichen Wendepunkt für Al Jazeera dargestellt? Oder ist es vielmehr so, dass in den USA die Vorurteile und Unterstellungen gegen den arabischen Nachrichtensender noch immer bestehen?

Eine kürzlich erschienene Studie von  Katie Brown und Alex Youmans von der University of Michigan gibt Antworten auf diese Fragen. Die Studie „Can Al Jazeera English leverage its ‘Egypt moment’ into an American audience?” („Kann Al Jazeera English seine Sonderstellung während der ägyptischen Revolution nutzen, um auch ein amerikanisches Publikum zu erreichen?“) untersucht, wie amerikanische Zuschauer Fernsehbeiträge des arabischen Senders im Vergleich zu Beiträgen des amerikanischen Senders CNN aufnehmen.

Youman und Brown haben insgesamt 177 US-Amerikaner befragt, von denen nur zwei Prozent regelmäßig AJE oder CNN schauen. Der ersten Gruppe zeigten sie ein Video von Al Jazeera English, in dem es um die Vermittlung zwischen der Taliban und der afghanischen Regierung ging. Der zweiten Gruppe zeigten sie dasselbe Video – versahen es aber mit einem Logo von CNN. Der dritten Gruppe zeigten sie keines der beiden Videos. Im Anschluss baten sie alle drei Gruppen, einen Fragebogen auszufüllen, der sich mit der vermeintlichen Objektivität von Al Jazeera English und CNN auseinandersetzte.

Diejenigen, die das Original-Video von Al Jazeeara gesehen hatten, bewerteten dessen Berichterstattung als unausgewogen – ebenso wie die Befragten, die keines der beiden Videos gesehen hatten. Die zweite Gruppe dagegen, die das Video von Al Jazeera für ein Video von CNN hielt, beurteilte die Berichterstattung als ausgewogen.

Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass Al Jazeera English bei den Amerikanern nicht punkten kann: 40 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen Al Jazeera „gleichgültig“ sei; 25 Prozent waren „generell interessiert” und 20 Prozent waren „gegen“ den arabischen Sender.

Es sieht so aus, stellen die Wissenschaftler fest, als habe Al Jazeera English seine Sonderstellung während der ägyptischen Revolution nicht dazu nutzen können, um auch die Amerikaner als Zuschauer zu gewinnen.  Laut den Forschern könnten ideologische Barrieren die Verbreitung von AJE im amerikanischen Fernsehen verlangsamen. Bislang ist AJE in den USA nur über Satellitenfernsehen und vereinzelt im Kabelfernsehen zu empfangen.

Übersetzt aus dem Englischen von Tina Bettels

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