Dieser Mut ist im nicht gut bekommen. Nach wenigen Tagen wurde Boffo selbst zum Opfer einer üblen Medienkampagne, die Il Giornale inszenierte – eine der grossen italienischen Tageszeitungen. Das Blatt, im Besitz von Paolo Berlusconi, dem Bruder des Premiers, machte Boffos Homosexualität zum Thema und veröffentlichte Details aus einem fünf Jahre zurückliegenden Gerichtsverfahren, um den Journalisten zu diskreditieren. Boffo nahm den Hut – nicht als Schuldeingeständnis, sondern um sich und seine Familie vor den Attacken zu schützen. Seitdem herrscht Eiszeit zwischen Berlusconi und den Würdenträgern der Kirche.
Das Schmierenstück hat Methode. Berlusconi hetzt seine Rechtsanwälte auf Redaktionen, die kritisch über ihn berichten, darunter La Repubblica, Le Nouvel Observateur, El Pais und, schon vor Jahren, der Economist. Im eigenen Land,wo er die meisten Medien ohnehin kontrolliert, ist es offenbar noch erfolgversprechender, Journalisten einzuschüchtern – am besten, indem man ein Exempel statuiert und über einen von ihnen Schmutzkübel ausgiesst.
Berlusconi hat sich übrigens von Il Giornale distanziert – aber das darf man getrost als Teil der Inszenierung betrachten. Chefredakteur Vittorio Feltri sieht darin wiederum einen Beleg, wie „unabhängig“ er vom Premier agiert. Es darf gelacht werden – wären nicht in Italien Pressefreiheit und Persönlichkeitsschutz gleichermassen bedroht.
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