Sportjournalismus: Frauen in der Minderheit

22. Oktober 2015 • Forschung aus 1. Hand, Ressorts • von

Die Berichterstattung über Sport boomt. Sportnachrichten werden nicht länger auf den hinteren Seiten der Zeitung platziert, sondern bekommen sowohl in der Zeitung als auch Online und im Fernsehen viel Platz und eine große Aufmerksamkeit eingeräumt. Aber über welche Sportarten wird eigentlich berichtet? Und wer sind diejenigen, die über Sport berichten? In beiden Fällen scheinen Frauen in der Minderheit zu sein.

SportjournalismusSo stellte die „Women’s Sports and Fitness Foundation“ fest, dass in Großbritannien außerhalb von bedeutenden Großveranstaltungen Beiträge über Frauensport nur einen Anteil von fünf Prozent der gesamten Sportberichterstattung einnehmen. Während der Olympischen Spiele in London 2012 wurde zwar mehr als gewöhnlich über Sportlerinnen berichtet, dieser Trend hielt aber nicht an.

Nicht nur die Sportler, über die berichtet wird, sind männlich – im britischen Sportjournalismus finden sich auch kaum Frauen. Im Fernsehjournalismus hat sich der Anteil der Frauen seit den Olympischen Spielen in London zwar etwas erhöht, aber im Printjournalismus sind nach wie vor nur sehr wenige Sportjournalistinnen tätig.

Um herauszufinden, wie viele Frauen in Großbritannien über Sport berichten und ob die Olympischen Spiele einen Wendepunkt darstellten, hat unser Forscherteam die Autorenzeilen in britischen Zeitungen unter die Lupe genommen. Es wurden in sieben Zeitungen, darunter Boulevard- und Qualitätszeitungen, die Artikel von männlichen und weiblichen Autoren gezählt, die sechs Monate vor und sechs Monate nach den Olympischen Spielen veröffentlicht wurden. Zusätzlich wurden diese Ergebnisse mit Ergebnissen aus dem Jahr 2002, zehn Jahre vor den Olympischen Spielen, verglichen. Insgesamt flossen 10.000 Artikel in die Untersuchung ein.

In keinem der untersuchten Zeiträume war der Anteil an Sport-Artikeln, die von Journalistinnen geschrieben wurden, höher als drei Prozent. Im Durchschnitt lag der Anteil der Beiträge bei mageren 1,8 Prozent.

Zudem stellte das Forscherteam fest, dass die Olympischen Spiele in London so gut wie keine Auswirkung hatten. Nach den Spielen fanden sich in den Zeitungen nicht wesentlich mehr Beiträge von Sportjournalistinnen als vor den Spielen – und auch nicht mehr als im Jahr 2002.

Studien aus den USA kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Auch sie enthüllen einen großen Mangel an Frauen im Sportjournalismus– und weisen zusätzlich darauf hin, dass Frauen, die als Sportjournalistinnen arbeiten, immer noch Vorurteilen ausgesetzt sind.

Auch in anderen Ländern sieht die Situation nicht besser aus. Thomas Horky und Jörg-Uwe Nieland von der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation untersuchten 2011 in einer internationalen Studie 10.000 Sport-Artikel aus 80 Zeitungen aus 22 Ländern – nur acht Prozent der Artikel waren von Frauen geschrieben.

Die Mail on Sunday stellte 2013 mit Alison Kervin die erste Sportredakteurin einer überregionalen britischen Zeitung ein. Aber dies ist nur ein kleiner Fortschritt und der Sportjournalismus muss noch einen langen Weg gehen, bis Frauen nicht nur im Sport, sondern auch in der Berichterstattung über ihn so zahlreich vertreten sein werden wie Männer.

Mehr Details zur Studie von Suzanne Franks gibt es in ihrem Artikel „Women Reporting Sport: Still a Man’s Game?“.

Originalversion auf Englisch: Why Are There (Almost) No Women in Sports Journalism?

Übersetzt von Tina Bettels-Schwabbauer

Bildquelle: Emmanuel Milou / Flickr CC

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