Impulse für die albanische Journalistenausbildung

27. März 2014 • 10 Jahre EJO, Ausbildung • von

Als ich vor vier Jahren die Einladung von Stephan Russ-Mohl bekam, beim EJO-Netzwerk mitzumachen, war ich erst zögerlich – wie manch einer, der eine Entscheidung treffen soll.

Damals konnte ich noch nicht ahnen, dass ich in ein Projekt involviert werden würde, das sich fundamental auf unser Institut für Journalismus und Kommunikation an der Universität Tirana, den Studienplan und auf die Medienforschung in Albanien auswirken würde.

Die Zusammenarbeit zwischen der Universität Tirana und dem EJO wurde durch das SCOPES-Programm (Scientific Cooperation between Eastern Europe and Switzerland) ermöglicht, das vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) gefördert wird. Mit dem Programm fördert  die Schweiz im Rahmen ihrer bilateralen Verträge mit der EU gemeinsame wissenschaftliche Projekte mit Osteuropa.

Wie in anderen jungen Demokratien auf dem Balkan haben die Medien in Albanien einen Einfluss auf die Politik und die öffentliche Sphäre. Sie kritisieren alle, lassen aber keine Kritik an sich selbst zu. Die Frage war deshalb, wie wir es schaffen könnten, die „EJO-Philosophie“ in unser Land zu importieren und  wie wir zum Watchdog der Watchdogs werden könnten. Wenn die Medien die vierte Macht im Gemeinwesen sind, könnten wir dann zur fünften Gewalt werden, um die vierte zu beobachten und vielleicht auch ein Stück weit die Professionalisierung im Journalismus zu unterstützen?

Um diese Frage mit praxisnaher Arbeit im Selbstversuch zu beantworten, habe ich die Einladung, mit dem EJO zu kooperieren, angenommen und mich gemeinsam mit meinen Kollegen Jonila Godole und Rrapo Zguri an die Arbeit gemacht. Die Zusammenarbeit mit unseren EJO-Partnern hat uns neue Impulse gegeben, die zahlreichen Herausforderungen, mit denen sich der albanische Journalismus herumschlägt, zu analysieren: Das Potential der neuen Technologien ist bislang noch zu wenig entdeckt, und es fehlt an zeitgemäßen Geschäftsmodellen. Die Leserzahlen sind rückläufig, und die Werbeeinnahmen schrumpfen seit der fortdauernden Wirtschafts- und Finanzkrise.

Zudem weist die Ausbildung der Journalisten noch immer starke Mängel auf. Um den albanischen Journalismus auf den richtigen Weg zu bringen, müsste die journalistische Kultur von Grund auf erneuert und an die neuen Möglichkeiten der Interaktivität und Spezialisierung angepasst werden.

In Albanien herrscht auch noch immer eine symbiotische Beziehung zwischen Medien und Politik vor, die keine hinreichend „demokratische“  Informationsvermittlung zulässt.

Bildquelle: Cian Ginty / Flickr CC

Übersetzt aus dem Englischen von Tina Bettels

Bislang sind in unserer ’10 Jahre EJO’-Serie folgende Artikel erschienen:

Ein Beobachter der vierten Gewalt wird erwachsen

“Kein Graben zwischen Journalisten und PR”

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