Unter dem Hashtag #instagramvsreality kämpfen Frauen gegen verzerrte Körperbilder. Eine Untersuchung zeigt, dass dies der richtige Weg ist.
Die Darstellung idealisierter Körperbilder in den Medien kann negative Folgen für die Selbstwahrnehmung und das Selbstbewusstsein von Frauen haben. Der Vergleich mit den dort präsentierten, perfekten, fehlerlosen Frauenbildern kann zur Unzufriedenheit mit dem eigenen Erscheinungsbild, einem schlechtem Körpergefühl und zu schädlichem Essverhalten beitragen. In den sozialen Medien verstärkt sich dieser Effekt unter Umständen, da hier nicht (nur) Fotomodelle, sondern auch Angehörige des eigenen sozialen Umfeldes, also vermeintlich ganz normale Leute zu sehen sind.
Gegen diese Darstellung perfekter Körperbilder hat sich auf der Foto-Plattform Instagram ein Trend gebildet, bei dem Frauen unter dem Hashtag #instagramvsreality jeweils zwei Bilder gegenüberstellen. Das erste ist jeweils die bei Instagram übliche, perfekt gestylte und technisch aufbereitete Version, während das zweite das „reale“, also ungeschminkte und technisch nicht bearbeitete Bild der gleichen Frau zeigt.
Experiment an einer Uni in Australien
Marika Tiggemann und Isabelle Anderberg, zwei Psychologinnen der Flinders Universität in Adelaide/Australien, haben jetzt in einem Experiment untersucht, ob diese Gegenüberstellung positive Effekte auf die Wahrnehmung und Einschätzung des eigenen Körperbildes von Frauen haben kann.
Sie konfrontierten drei Gruppen mit jeweils etwa 100 Frauen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren mit 15 Fotos. Gruppe eins bekam die Fotos nur mit der „idealen“ Darstellung, Gruppe zwei nur die „reale“ Darstellung und Gruppe drei die Gegenüberstellung beider Versionen zu sehen, wie sie auch auf Instagram veröffentlicht wurden.
Wie erwartet waren diejenigen Frauen, die die realen Fotos beziehungsweise die Gegenüberstellungen beider Versionen in den Originalbeiträgen sahen, danach weniger unzufrieden mit ihrem eigenen Körper als diejenigen, die nur die idealisierten Körperbilder gesehen hatten. Zudem verstanden die meisten Frauen in dieser Gruppe, dass Fotos auf Instagram in der Regel keine Schnappschüsse sind, sondern inszeniert, perfektioniert und nicht „real“ – selbst wenn diese Fotos ganz normale Leute zeigen.
Übrigens: Von Männern und männlichen Körperbildern war in diesem Zusammenhang bisher nicht die Rede.
Tiggemann, Marika, & Anderberg, Isabella. (2020). Social media is not real: The effect of ‘Instagram vs reality’ images on women’s social comparison and body image. New Media & Society, 22(12), 2183–2199. https://doi.org/10.1177/1461444819888720
Erstveröffentlichung: tagesspiegel.de vom 13. Dezember 2020
Schlagwörter:#instagramvsreality, Australien, Flinders University, Instagram, Körperbilder