Fotomanipulation: Trend geht zu “Cheap Fakes”

3. September 2021 • Aktuelle Beiträge, Qualität & Ethik • von

Deepfakes sind realistisch wirkende Fotos und Videos, die durch Techniken der künstlichen Intelligenz (KI) verfälscht worden sind. Für die Technologie- und Medienbranche sind Deepfakes zum Verhängnis geworden, da es immer schwieriger wird, festzustellen, ob ein Inhalt authentisch oder gefälscht ist. In jüngster Zeit hat sich die Besorgnis noch verstärkt, da der Zugang zu Manipulationstools und Fälschungen immer einfacher werden – der Trend geht zweifellos zu sogenannten „Cheap Fakes“.

Ein beunruhigendes Beispiel für einen „Cheap Fake“ ist die Bearbeitung eines Fotos der Nachrichtenagentur Reuters, das 1999 während des Kosovo-Krieges veröffentlicht wurde. Es zeigt die Kosovo-Albanerin Sherife Luta, die zusammen mit 2.000 anderen Flüchtlingen versuchte, am Grenzübergang Blace nach Nordmazedonien zu gelangen.

Mehr als 20 Jahre später taucht das gleiche Foto erneut im Internet auf – unter anderem hat es auch die russische Botschaft in Südafrika in ihrem Twitter-Feed veröffentlicht. Diesmal ist es jedoch manipuliert worden. Das bearbeitete Bild soll den Betrachter davon überzeugen, dass es sich bei der Frau um eine serbische Überlebende eines NATO-Bombardements handelt. In Wirklichkeit handelt es sich um einen Kosovo-albanischen Flüchtling, der von den serbischen Streitkräften gezwungen wurde, seine Heimat zu verlassen.

Mit dem Bild soll offenbar die Position Serbiens und Russlands unterstützt werden, die die NATO-Intervention im Kosovo im Jahr 1999 als unrechtmäßig erklärten.

Entlarvung von Fälschungen

Propaganda lebt von Unwissenheit und Fehlinformationen. Die russischen Diplomaten haben dieses Bild ganz bewusst in einem Teil der Welt verwendet, in dem die Menschen wenig über den Kosovo wissen.

Doch auch wenn manipulierte Fotos manche täuschen können, sind sie leicht zu entlarven. Nutzer können z. B. mit der Google Bilder-Rückwärtssuche feststellen, ob ein Bild manipuliert wurde. Weitere Tools zur Überprüfung von Bildern sind TinEye, das identifiziert, wann das Foto ursprünglich online veröffentlicht wurde, und fotoforensics.com, das ermittelt, ob ein Bild bearbeitet wurde und welche Teile verändert wurden.

Es war nicht das erste Mal, dass das Bild von Sherife Luta zu Propagandazwecken verwendet wurde. Das gleiche Foto erschien schon im August 2014 in einer Sendung des staatlichen russischen Fernsehens – auch damals stellte der Sender die albanische Frau als serbisches Opfer des NATO-Bombardements dar. Sie löschten die anderen Flüchtlinge aus dem Bild und fügten ein zerbombtes Gebäude in den Hintergrund ein.

Medienkompetenz für die nächste Generation

Fotomanipulationen können unwahre Narrative schaffen, die wiederum die Meinung der Menschen beeinflussen können. Deshalb ist es wichtig, das Bewusstsein für die weit verbreitete Verwendung von gefälschten Bildern zu schärfen und zu erkennen, dass einige Regierungen diese Praxis als Propagandainstrument einsetzen.

Eine der wichtigsten Kompetenzen, die wir der nächsten Generation von Medienschaffenden mitgeben sollten, besteht darin, Quellen zu hinterfragen und alle visuellen Informationen sorgfältig zu prüfen, um irreführende Fälschungen auszuschließen.

 

Übersetzt aus dem Englischen von Tina Bettels-Schwabbauer

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