Marokko: Die Corona-Krise und die Medien (Teil II)

30. März 2020 • Aktuelle Beiträge, Internationales, Qualität & Ethik • von

Die Bedeutung von Online-Medien hat zugenommen. Das reichweitenstärkste Nachrichtenportal Hespress hat nun damit begonnen, wissenschaftliche Inhalte so aufzubereiten, dass sie auch für Laien verständlich sind.

Am 22. März 2020 setzte das marokkanische Ministerium für Kultur, Jugend und Sport die Herausgabe und Distribution gedruckter Zeitungen bis auf weiteres aus. Das Ministerium hat jedoch alle Medienunternehmen aufgefordert, die Bevölkerung über digitale Formate und Plattformen zu informieren, womit die Bedeutung von Nachrichten-Websites und -Apps stark zugenommen hat.

Führende Medienunternehmen wie Chouftv, Hespress und 2M verzeichnen derzeit eine große Zahl von Besuchern auf ihren Websites oder Apps. Es besteht jedoch ein eklatanter Mangel an Grafiken, Factsheets, interaktiven Karten und visuellen Leitfäden über das Virus. Der Ausbruch des Coronavirus unterstreicht die Dringlichkeit der Einführung von Datenjournalismus und Automatisierung.

Eine weitere Herausforderungen für Nachrichten-Websites besteht zurzeit darin, ihre Quellen zu verifizieren und über die Corona-Pandemie weniger emotional und stattdessen wissenschaftlich zu berichten, um die Entstehung einer Kultur irrationaler Angst zu vermeiden. Journalisten sollten über das Virus in ausgewogener Weise und mit Bedacht auf ihre Professionalität und soziale Verantwortung berichten.

Wissenschaftliche Inhalte in verständlicher Form aufbereiten

Das reichweitenstärkste marokkanische Online-Nachrichtenportal Hespress hat gerade damit begonnen, den spürbaren Mangel an wissenschaftlichen Inhalten auszugleichen, indem es wissenschaftliche Inhalte in arabischer Sprache veröffentlicht, die von hoch angesehenen Wissenschaftlern in der Region, wie z.B. Nidhal Guessoum, erstellt wurden. Desweiteren hat Hespress begonnen, über seinen YouTube-Kanal Videos von offiziellen Quellen wie dem Gesundheitsministerium zu veröffentlichen, die über die Verbreitung des Coronavirus informieren.

Die wichtigste Informationsquelle ist für Marokkaner nach wie vor das Fernsehen. Sender sollten dem Ansatz von Hespress folgen und wissenschaftliche Inhalte für Laien verständlich aufbereiten. Sie sollten in einem marokkanischen Dialekt präsentiert werden, der auch für die älteren Bevölkerungsgruppen leicht verständlich ist – schließlich gehören sie zu den am stärksten durch das Virus bedrohten Personengruppen.

Zum Thema auf EJO: 

Die Corona-Krise und die Medien, Teil I: Die Corona-Pandemie macht deutlich, wie schlecht es um die marokkanische Presse bestellt ist

 

 

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