Wenn Medien wichtig bleiben wollen, müssen sie zur Meinungsbildung beitragen. Populär ist, online Texte zu kommentieren und so sich einzumischen und zu diskutieren. Doch da läge mehr drin und es verwundert, warum manche Themen, die eine Redaktion wichtig dünken, mindestens online für viele Menschen einfach kein Gesprächsstoff zu sein scheinen.
Aktuelle Studien liefern Anregungen, wie sich online eine lebendigere Gesprächskultur entwickeln lässt. Patrick Weber (Universität Zürich) analysierte 1000 Texte aus drei deutschen Zeitungen.
Motivierend wirken Belohnungen, erklärt Natalia Stroud von der Universität Texas. Die „New York Times“ steuere den Diskurs auch durch „NYT Picks“: Die Redaktion exponiert Leser-Kommentare, die sie für lesenswert hält, die nachdenklich machen, Expertise spiegeln – und fördert so gut geschriebene Kommentare. Stroud belegt, wie förderlich es ist, wenn sich ein Redaktionsmitglied im Gesprächsverlauf zu einer Geschichte aktiv einbringt, Fragen beantwortet und stellt, Material ergänzt: Die Gesprächsbereitschaft steigt, die Zahl der unflätigen Kommentare hingegen sinkt.
Fazit: Gut, dass wir darüber gesprochen haben, reicht nicht. Ziel muss sein: Gut, wie wir darüber gesprochen haben.
Bildquelle: dulnan/flickr.com
Erstveröffentlichung: Der Tagesspiegel vom 07.Dezember 2014
Schlagwörter:Diskussionsverläufe, Kommentar, Leser, Leser-Kommentare, New York Times, Oliver Quiring, Redaktionen