Einfach mal abschalten!

9. März 2021 • Aktuelle Beiträge, Ressorts • von

Zuviel Corona-Berichterstattung schadet der Gesundheit, das besagt eine neue Studie. Da gibt es ab und an wohl nur einen Rat.

Das Covid-19-Virus bedroht die physische Gesundheit der Infizierten unmittelbar. Darüber hinaus führen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie zu einer ganzen Reihe von Einschränkungen, die die physische und psychische Gesundheit auf der individuellen und gesellschaftlichen Ebene bedrohen. Bewegungsmangel, Einsamkeit, Zukunftsangst, finanzielle Sorgen, familiäre Konflikte sind Stressfaktoren, die zunehmend in diesem Zusammenhang ins Bild rücken.

Welche Rolle spielt die intensive und allgegenwärtige Medienberichterstattung für die psychische und mentale Gesundheit bei denjenigen, die sich diesen (in der Regel schlechten) Nachrichten besonders häufig aussetzen und die Berichterstattung intensiv verfolgen?

Der amerikanische Soziologe Kevin Steinback und seine Kolleginnen Brittany Hearne und Monica Trieu haben diese Frage anhand repräsentativer Befragungsdaten von mehr als 10 000 Erwachsenen US-Amerikanern als Erste untersucht.* Die Befragung wurde im März 2020 durchgeführt, also kurz nach der ersten „Stay at home“-Verordnung in den USA aber noch vor Feststellung der weltweit höchsten Infektionsraten in den USA.

Die Hypothesen der Untersuchung wurden im Großen und Ganzen deutlich bestätigt. Die Forschungsgruppe stellt in ihrem Bericht fest, dass diejenigen, die die Nachrichten über das Infektionsgeschehen besonders intensiv verfolgten, signifikant stärker psychisch gestresst und gesundheitlich gefährdet waren.

Sie hatten eher Schlafprobleme, Stimmungsschwankungen und Angstgefühle als Personen, die eher sporadisch Informationen zur Pandemie in den Medien suchten. Die individuelle Betroffenheit, mit der die Befragten sich vom Virus bedroht fühlten, spielte dabei eine zusätzlich verstärkende Rolle.

Das Team konnte keinen eindeutigen Ursache-Wirkung-Zusammenhang nachweisen und geht deshalb davon aus, dass umgekehrt auch die Bedrohung durch die Pandemie zu einem erhöhten Informationsbedürfnis und Medienkonsum führen kann und sich so zu einer Spirale aufschaukelt.

Vor dem Hintergrund der Resultate kann man nur raten, den Kreislauf dieser „Infodemie“ zu durchbrechen. Hin und wieder aussteigen aus der Informationsüberlast und: Einfach mal abschalten!

 

*Kevin Stainback, Brittany N. Hearne, Monica M. Trieu (2020): COVID-19 and the 24/7 News Cycle: Does COVID-19 News Exposure Affect Mental Health? In: Socius: Sociological Research for a Dynamic World. Volume 6: p1–15.

 

Erstveröffentlichung: tagesspiegel.de vom 8. März 2021

 

Bildquelle: pixabay.com

 

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