Das virtuelle Leben von Jugendlichen

7. Juni 2010 • Digitales • von

97% der österreichischen Jugendlichen nutzen das Internet. E-Mails und soziale Netzwerke wie Facebook und MySpace erfreuen sich dabei größter Beliebtheit – trotz der Gefahren des Cybermobbing.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Natalia Wächter vom Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien. Sie und ihr Team haben für die Studie „Internetnutzung und Web 2.0-Nutzung von Jugendlichen in Wien“ 400 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren mittels Online-Fragebogen befragt.

Vier von fünf Wiener Jugendlichen nutzen Wächter zufolge das Internet täglich. Damit sei das Internet deutliche Nummer 1 bei der Mediennutzung von Jugendlichen. Seltener genutzt würden die Kanäle Fernsehen (56%), Zeitungen, Zeitschriften und Bücher (41%) und Radio (30% tägliche Nutzung). Gleiches zeige sich auch bei der Nutzungsdauer der verschiedenen Medien: 198 Minuten werde täglich im Internet gesurft, 107 Minuten ferngesehen und nur 47 Minuten Zeitungen, Zeitschriften und Bücher gelesen.

Für die Jugendlichen seien dabei Suchmaschinen und E-Mails die wichtigsten Funktionen des Internets. Auch Videoplattformen und soziale Netzwerke erfreuten sich größter Beliebtheit: Fast drei Viertel aller Jugendlichen besuchten diese Websites täglich bzw. mehrmals pro Woche.

Soziale Netzwerke

Facebook, MySpace, Netlog und SchülerVZ spielten im Alltag der Jugendlichen eine zentrale Rolle. 93% von ihnen haben Wächter zufolge ein Profil auf diesen Seiten. „Das virtuelle Leben ist wichtiger Teil des realen Lebens der Jugendlichen, es sind keine getrennten Welten“ meint die Forscherin. Für Jugendliche hätten soziale Netzwerke klare Vorteile. Sie können mit ihren Freunden und Familien in Kontakt bleiben, neue Bekanntschaften schließen und flirten, aber auch ihre Meinung zu sozialen und politischen Themen zum Ausdruck bringen. 74% der Jugendlichen nutzten soziale Netzwerke, weil „meine Freunde dort auch eingetragen sind“, 67% weil sie „mit Freunden in Kontakt bleiben möchten, die ich nicht oft sehe“ und 56% weil sie „neue Leute kennen lernen“ möchten.

Die Gefahren würden dabei gerne übersehen: „Oft wird der Schutz der eigenen persönlichen Daten bei diesen Profilen nicht beachtet“, so Wächter. Nur knapp die Hälfte der Jugendlichen nutze die Möglichkeit der Privacy Settings, um ihre Daten wie etwa Namen, Wohnort oder gar Handynummer vor fremden Personen zu schützen. Zu den Motiven meint Wächter: „Den Jugendlichen ist zwar bewusst, dass es gefährlich ist und dass die Informationen gegen sie verwendet werden können, aber sie stellen die Daten trotzdem online. Facebook ist in ihrem Leben so wichtig, dass es unmöglich scheint, nicht mitzumachen. “

Und das, obwohl Cybermobbing ein bekanntes Problem für die Jugendlichen sei. 39% der Jugendlichen kenne jemanden, der bereits Opfer war; etwa ein Fünftel sei selbst schon “attackiert“ worden. Schwerwiegend sei das deshalb, weil Beleidigungen und Verleumdungen oft nicht von Unbekannten, sondern von Personen aus dem näheren Umfeld stammen. Das bedeutet, dass Cybermobbing nicht vom realen Leben getrennt werden könne.

Cybermobbing und sorgloser Umgang mit persönlichen Daten seien nur zwei Beispiele von Risken für Jugendliche bei der Internet- und Web 2.0-Nutzung. „Gerade weil das Internet für Jugendliche so wichtig ist, sollten Eltern informiert sein und Gesprächsbereitschaft signalisieren“,  meint Natalia Wächter. Alte Medien, neue Medien, Cybermedien: Medienkompetenz bleibe eine zentrale Anforderung. Sie den jugendlichen Nutzern beizubringen, sei Aufgabe von Eltern, Lehrern und Lehrerinnen und Gesellschaft – und nicht zuletzt der  Medien selbst.

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