Kenia: Die Corona-Krise und die Medien

20. März 2020 • Aktuelle Beiträge, Internationales, Qualität & Ethik • von

In Kenia besteht eine große Herausforderung darin, die ganze Bevölkerung mit Informationen über das Coronavirus zu versorgen. Bislang gibt es kaum Informationen in den lokalen Sprachen und damit auch nicht in den lokalen Medien.

Afrikanische Länder meldeten lange relativ niedrige Infektionszahlen, inzwischen breitet sich das Coronavirus aber auch hier aus.

In Kenia gibt es bislang sieben bestätigte Fälle. Ein Social-Media-Post eines Flughafenmitarbeiters setzte die kenianische Regierung unter Druck, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Der Flughafenmitarbeiter hatte ein aus China in Nairobi ankommendes Flugzeug, dessen Passagiere ohne Kontrollen einreisen durften, fotografiert. Da das Fotografieren von Sicherheitszonen an Flughäfen verboten ist, kündigte die Regierung Konsequenzen für den Flughafenmitarbeiter an. Nach dem folgenden Aufschrei aus der Bevölkerung erließ der Präsident allerdings Anweisungen für die Einrichtung von Isolierstationen und die Ausbildung von Notfall-Einsatzkräften. Inzwischen sind oder werden alle Schulen geschlossen und Flüge in Risikogebiete sind ausgesetzt. Gesellschaftliche Versammlungen und Gottesdienste müssen größtenteils pausieren und im öffentlichen Nahverkehr soll eine geringere Anzahl von Menschen pro Fahrzeug das Ansteckungsrisiko reduzieren.

Die Medien in Kenia haben viel über die anfängliche Situation in China berichtet, oft auch über kenianische Studenten, die in der Provinz Wuhan gestrandet waren und vor allem über die Isolationsbedingungen, unter denen die Studenten in Wuhan lebten; die Unterstützung, die sie von der kenianischen oder der chinesischen Regierung erhielten und ihre Rückführung.

Inzwischen konzentriert sich ein Großteil der Berichterstattung auf Kenias Umgang mit einer möglichen Ausbreitung von Covid-19, auf Isolationsmöglichkeiten in den Krankenhäusern und Live-Updates zu neuen Infektionsfällen. Die Ansprachen des Gesundheitsministers und des Präsidenten an die Nation, in denen sie eine Reihe von Maßnahmen zur Bewältigung der Situation ankündigten, wurden ausführlich dargestellt. Die Auswirkungen des Coronavirus auf Unternehmen und die Wirtschaft wurden in der Berichterstattung bislang noch vernachlässigt, werden nun aber auch zunehmend diskutiert. Besonders die Hotel- und Tourismusbranche fürchtet sich vor Einbußen.

Die Herausforderung besteht nun darin, wie man alle Bürgerinnen und Bürger Kenias mit Informationen über das Coronavirus versorgen kann. Die bisher verfügbaren offiziellen Informationen sind größtenteils auf Englisch verfasst. Die Mehrheit der Menschen auf dem Land kommuniziert in anderen Sprachen. Bislang gibt es kaum Informationen in den lokalen Sprachen und damit auch nicht in den lokalen Medien, die die kenianische Medienlandschaft dominieren. Damit verbunden ist auch eine Reihe von Fehlinformationen, die über soziale Medien verbreitet werden. Viele dieser Informationen werden nicht überprüft und können irreführend sein.

Einen Überblick über die bislang erschienenen Beiträge in unserer Serie finden Sie hier: Wie weltweit über die Corona-Krise berichtet wird

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