In Uganda kursieren viele Fake News zum Coronavirus, die von den Medien ungeprüft übernommen werden. Sie zerstören das Vertrauen in den Journalismus – und sorgen für eine Weiterverbreitung der Krankheit.
Auch in Uganda bestimmt das Coronavirus die Berichterstattung der Medien. Fast alle der über 150 Radiostationen, Fernsehsender und Zeitungen im ganzen Land konzentrieren sich auf die Corona-Pandemie und bringen Eilmeldungen, Nachrichten, Videos und Talkshows zum Thema. Sie veröffentlichen auch offizielle Meldungen, um die Ugander zu informieren, aufzuklären und zu sensibilisieren.Dies ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Krankheit.
Alle Haushalte, die über Radio oder Fernsehen verfügen, verfolgen die Ansprachen von Präsident Yoweri Museveni, der regelmäßig über die aktuelle Zahl der positiv auf Covid-19 Getesteten und die Situation der Menschen in Quarantäne informiert und zu Vorsichtsmaßnahmen aufruft. Millionen von Ugandern nutzen auch soziale Medien, insbesondere WhtasApp, Twitter und Facebook, um Informationen über das Corona-Virus auszutauschen.
Der Sündenbock für die Verbreitung des Virus‘ in Uganda war schnell von den Medien ausgemacht. Ein Ugander, der von einer Reise nach Dubai zurückkehrte, gilt als Patient Null Ugandas. Ein Online-Portal titelte: „Ist das der Mann, der mit dem Virus aus Dubai nach Uganda zurückgekommen ist? Wir enthüllen die Wahrheit“ und zeigte ein Foto des Mannes bei seiner Ankunft am Flughafen.
Kurz darauf stiegen die Lebensmittelpreise in Uganda dramatisch. Präsident Museveni intervenierte und warnte die Händler, ihnen die Lizenzen zu entziehen, wenn sie die Lebensmittelpreise zu stark erhöhten. Aufgrund steigender Rohstoffpreise wird es für viele Menschen dennoch eine Herausforderung, ihre Familien auch in der Krise zu ernähren.
Hohes Ansteckungsrisiko in den Slums
Zu Beginn der Corona-Pandemie konzentrierte sich die ugandische Berichterstattung vor allem auf Bekanntmachungen der Regierung und die Pressekonferenzen des Coronavirus-Komitees unter der Leitung von Gesundheitsministerin Dr. Ruth Acheng; inzwischen wird auch über die Reaktionen und den Schutz der ländlichen Bevölkerung sowie über die Auswirkungen der von der Regierung angeordneten Präventionsmaßnahmen berichtet. Ein weiteres wichtiges Thema ist das Leben in den überlasteten Slums von Kampala, wo das Risiko für eine Ausbreitung des Virus besonders hoch ist. Viele Medien fordern ihre Nutzer auch dazu auf, sich die Hände zu waschen.
Ein Beispiel mutiger Berichterstattung sind Artikel über den Fall dreier Kabinettsminister, die ihre Position ausnutzten, um ihren Angehörigen die Quarantäne zu „ersparen“. Präsident Museveni schloss die Minister wegen ihrer Handlungen aus allen Kabinettssitzungen aus, bis ihr Gesundheitszustand geklärt ist.
Medien müssen gegen Fake News arbeiten
Da sich das Corona-Virus weiterhin weltweit ausbreitet, besteht ein großer Bedarf an einer Neuausrichtung der Medien bei der Berichterstattung über die Pandemie.
Die zunehmenden alarmierenden Fake News über das Virus versetzen die Welt in Panik. Dagegen müssen die Medien sich mit all ihrer Verantwortung stellen und auf Sensibilisierung und Prävention setzen.
Dies beginnt zunächst mit der persönlichen Verantwortung der Journalisten, über „Breaking News“ und die generelle Aufregung hinauszugehen und über die globale Krise in einer professionellen Weise berichten, die dazu beitragen kann, eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Anstatt Fake News weiterzuverbreiten, sollte jeder verantwortungsbewusste Journalist das Thema Covid-19 aus der Perspektive des Friedensjournalismus betrachten, Informationen sorgfältig recherchieren und neue Narrative anbieten. Für jede Fake News über das Coronavirus braucht es eine gut recherchierte Geschichte, um die Bevölkerung nicht weiter zu verunsichern.
Angst vor der Behandlung im Krankenhaus
Dazu möchte ich ein Beispiel geben: Sylvia Nantongo ist meine Nachbarin in einem Vorort von Kampala, sie leidet gerade, wie häufig während der Regenzeit, an einer Erkältung, einhergehend mit Husten und hohem Fieber. Ins Krankenhaus geht sie aber nicht, da sie befürchtet, wegen Corona-Verdachts dort behalten zu werden.
Sylvia sagt, sie habe in sozialen Medien gelesen, dass sich viele Menschen, die im Krankenhaus unter Quarantäne gestellt wurden, erst durch die Quarantäne tatsächlich mit Corona infizieren. Sie behandele ihren Husten lieber selbst.
Sylvias Angst und ihre Weigerung, sich in einem Krankenhaus behandeln zu lassen, sind ein Beispiel für die Auswirkungen von Falschnachrichten. Sie führen zu Beunruhigung und Angst, und als Folge davon beginnen die Menschen, Krankenhäuser zu meiden und auf Selbstmedikation zurückzugreifen und verbreiten das Virus so weiter.
Vor kurzem berichteten lokale Medien in Uganda, dass ein Mann in Entebbe erschossen worden sei, als er versuchte, nach einem positiven Corona-Test zu fliehen. Diese Geschichte war unwahr und ein typisches Beispiel für Fake News, die das Vertrauen in den Journalismus zerstören.
Der ugandische Regierungssprecher Ofwono Opondo äußerte kürzlich in einem Beitrag seine Bestürzung über Medien und Experten, die nachlässig Unwahrheiten verbreiten. So habe es zum Beispiel zu Beginn der Pandemie geheißen, dass die ugandische Regierung sich nicht um Ugander in China kümmere oder unfähig sei, mit dem Coronavirus umzugehen. Derartiges Verhalten hat laut Ofwono zur Folge, dass „die Verschwörungstheorien von Möchtegern-Social-Media-Influencern Gehör finden”.
Journalisten sind überfordert und unterbezahlt
Viele ugandische Medien sind mit der Berichterstattung über die Dimensionen der Pandemie überfordert. Da viele Journalisten schlecht bezahlt werden oder sogar am Ende des Monats ohne Gehalt dastehen, obwohl sie manchmal für ihre Arbeit ihr Leben riskieren, sind ihre Möglichkeiten begrenzt. Die meisten Medienunternehmen bieten ihren Reportern außerdem keinen angemessenen Schutz vor einer Infektion mit der Krankheit.
Daher müssen die Medien in aller Welt gemeinsam Lobbyarbeit betreiben und eine angemessene Bezahlung und den Schutz von Journalisten fordern, die über hochriskante Situationen berichten. Bessere Bezahlung für Journalisten und die Bereitstellung von Sicherheitsausrüstung sind von grundlegender Bedeutung für die Berichterstattung über Epidemien wie Corona und Ebola.
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